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Die Hammermühle
Die Hammermühle (April 2013)
Die Hammermühle (April 2013)

Im Salzbachtal, am östlichen Rand Biebrichs, befanden sich einst sechs Mühlen. Die Hammermühle ist als Einzige übrig geblieben, wobei man aber auch bei ihr heute ein Mühlrad vergeblich sucht. Verblieben ist das stattliche Gebäudeensemble der Mühle.

Im 17. Jahrhundert trieb der Salzbach an dieser Stelle einen Eisenhammer an. Nach der kriegsbedingten Zerstörung dieser Mühle wurde an gleicher Stelle eine Getreidemühle errichtet, die sich aber bereits Ende des 18. Jahrhunderts in einem desolaten Zustand befand.

Im Jahre 1807 wurde die Mühle von Bernhard May erworben, mit dessen Namen die Hammermühle auch heute noch verbunden wird und nach welchem auch die hier hin führende Straße benannt ist.

Die Hammermühle (April 2013)
Die Hammermühle (April 2013)

Bernhard May wurde im Jahre 1783 als Sohn eines Müllers im Hunsrück geboren, wo er selbst den Handwerksberuf des Müllers erlernte. Seine Wanderschaft führte ihn neben Aufenthalten im benachbarten Ausland auch zur Hammermühle, in welcher er sehr gastfreundlich aufgenommen wurde. Eine Erbschaft ermöglichte ihm den Erwerb der Hammermühle, die er in äußerst mühevoller Arbeit modernisierte und technisch auf den neuesten Stand brachte sowie um landwirtschaftliche Flächen erweiterte. Bernhard May richtete zudem eine Brotbäckerei ein und wurde Hauptlieferant der in Wiesbaden stationierten nassauischen Infanterie. Zur damaligen Zeit galt seine Mühle als Musterbetrieb, die sogar von hochrangigen Besuchern aus dem Ausland besichtigt wurde.

Im Jahre 1897 wurde die Hammermühle stillgelegt. Die Gebrüder Gustav und Rudolf Dyckerhoff wandelten den Betrieb in Werkswohnungen für die Mitarbeiter ihres Unternehmens um.

Die Hammermühle ist auch heute noch bewohnt. Vor kurzem erfolgte eine aufwändige Sanierung durch einen Privatmann, so dass die Hammermühle heute wieder in ihrem alten Glanz erstrahlt.

Die Hammermühle (April 2013)
Die Hammermühle (April 2013)
Kunst im Innenhof der Hammermühle (April 2013)
Kunst im Innenhof der Hammermühle (April 2013)

Dieses hohe Maß an Progressivität zeigte Bernhard May auch in seinen politischen Ansichten: Mit einer liberalen Grundeinstellung setzte er sich für die deutsche Einheit, Freiheit und Demokratie ein und nahm im Jahre 1832 am Hambacher Fest teil. Auch im Revolutionsjahr 1848 zeigte er großes Engagement. Zu dieser Zeit stellte die Hammermühle ein geistiges Zentrum der Freisinnigkeit dar, in dem liberale Politiker ein- und ausgingen, das aber auch ein Zufluchtsort für politisch Verfolgte war. Darüber hinaus war die Hammermühle auch ein kultureller Treffpunkt.

Bernhard May starb im Jahre 1856 und wurde auf dem Biebricher Friedhof beigesetzt.