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Die Hauptkirche
Die Hauptkirche (August 2007)

Im Herzen Mosbachs befindet sich die evangelische Hauptkirche.

Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Mosbach findet sich im Jahre 1085: Eine Urkunde des Trierer Erzbischofs bezeugt, dass an dieser Stelle die erste Kirche des einstigen Dorfes Mosbach stand, so dass man diesen Ort als dessen historischen Mittelpunkt betrachten kann. Das Recht, den Zehnten von Mosbach und Biebrich zu verlangen und damit auch das Eigentum an der Kirche, stand zunächst dem Stift Sankt Simeon in Trier zu und wurde dann Ende des 15. Jahrhunderts an das Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau veräußert.

Die Hauptkirche (August 2007)
Der Turm der Hauptkirche (August 2007)
Der Turm der Hauptkirche (August 2007)

Von der damaligen Kirche ist nur der schlanke, hohe Turm erhalten geblieben, den man, obwohl die Kirche heute dicht umbaut ist, schon von weitem sehen kann. Dabei fällt vor allem der markante achteckige Turmhelm ins Auge. Dieser Teil der Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts errichtet.

Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte die Reformation Mosbach und Biebrich, so dass die Kirche nunmehr protestantisch wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche fast vollständig zerstört. Anfang des 18. Jahrhunderts beschloss man, die Kirche nicht umfassend zu renovieren, sondern einen Neubau zu errichten. Mitursächlich für diese Entscheidung war wohl die Absicht des Fürsten Georg August Samuel von Nassau-Idstein, die Kirche zukünftig als Hofkirche für die fürstliche Familie zu nutzen.

Der fürstliche Baumeister Johann Jakob Bager begann im Jahre 1712 mit den Bauarbeiten, wobei er den noch vorhandenen Kirchturm in den Neubau integrierte. Schon 1716 konnte die Gemeinde in der neuen Kirche den Gottesdienst feiern. Seitdem hat die Kirche das Aussehen, das sich uns heute bietet.

Der hochbarocke Neubau weist ein Kirchenschiff mit einer Länge von 30 m auf, das an der Ostseite gerade abschließt. Der Putzbau wirkt eher schlicht, auffällig sind lediglich die hohen barocken Bogenfenster und das stattliche Walmdach. Auch auf den an die Nordseite angrenzenden Treppenanbau sollte man einen Blick werfen.

Der Treppenanbau der Hauptkirche (Dezember 2007)
Der Treppenanbau der Hauptkirche (Dezember 2007)
Im Inneren der Hauptkirche (September 2007)
Im Inneren der Hauptkirche (September 2007)

Beim Innenraum der evangelischen Hauptkirche handelt es sich um einen rechteckigen Saalraum mit einer leicht gewölbten Tonnendecke. An drei Seiten wird der Raum von zweistöckigen Emporen umgeben. Bei der letzten Renovierung (1988 bis 1991) wurden die ursprünglichen Farben an den Säulen und an den Emporen mit den Bibelsprüchen wieder freigelegt.

Im Chor an der Ostseite steht der wuchtige Kanzelaltar, der mit seinen reichhaltigen Verzierungen aus dem sonstigen eher kühl wirkenden Innenraum hervortritt.

Bemerkenswert sind auch die umbauten Stühle für die fürstliche Familie, die sich hinter Glas neben dem Altar unter einer Seitenempore befinden. Allerdings ist die Hauptkirche tatsächlich niemals Hofkirche geworden, da es Fürst Georg August Samuel vorzog, im Erdgeschoss der Rotunde des Biebricher Schlosses eine Kapelle anlegen zu lassen.

In dem kleinen Vorhof an der Südseite der Kirche erinnern nur noch wenige Grabsteine daran, dass sich an dieser Stelle der alte Biebricher Friedhof befand. Im Jahre 1809 wurde diese Begräbnisstätte nach der Beisetzung des Mosbacher Pfarrers (und höchsten Geistlichen des Fürstentums Nassau-Usingen) Johann Daniel Karl Bickel geschlossen.

Grabstein im Vorhof der Hauptkirche (August 2007)
Grabstein im Vorhof der Hauptkirche (August 2007)

Zu ihrem Namen kam die Hauptkirche übrigens erst Anfang des 20. Jahrhunderts, nachdem am Rheinufer eine weitere evangelische Kirche, die Oranier-Gedächtnis-Kirche, errichtet wurde. Der Name bringt zum Ausdruck, dass die Hauptkirche letztlich der Ursprung aller Biebricher Kirchengemeinden, ob katholisch oder evangelisch, ist.