Der Biebricher Schlosspark hat im Wandel seiner 300-jährigen Geschichte zahlreiche und grundlegende Umgestaltungen erfahren. Maßgeblichen Einfluss hatte dabei das sich verändernde Selbstverständnis und Weltbild der Herrscher vom Zeitalter des Absolutismus zum Zeitalter der Aufklärung. Das heutige Erscheinungsbild des Parks hat nicht mehr viel mit der ursprünglichen Gartenanlage gemein. Bevor ein Rundgang durch den Park beschrieben wird, soll daher kurz dessen Geschichte skizziert werden.
Anfang des
In der Folgezeit treten häufiger naturhafte Elemente der Gartengestaltung in den Vordergrund. Herzog Friedrich August von Nassau ließ Anfang des 19. Jahrhunderts die Mosburg (dazu unten mehr) umgestalten. Das Jahr 1817 markiert einen großen Einschnitt in der Geschichte des Biebricher Schlossparks: Herzog Wilhelm von Nassau beauftragte den bekannten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell, den Garten in einen Englischen Landschaftspark umzuwandeln. Friedrich Ludwig von Sckell hatte zu diesem Zeitpunkt bereits u.a. den Schwetzinger Landschaftsgarten, den Garten von Nymphenburg sowie den Englischen Garten in München geschaffen. Ein Englischer Landschaftspark zeichnet sich durch eine Abkehr von der Formstrenge barocker Gärten hin zu einer möglichst ursprünglich wirkenden Naturlandschaft aus.
Herzog Adolph von Nassau ließ Mitte des
Unseren Rundgang durch den Biebricher Schlosspark starten wir vom Ehrenhof des Biebricher Schlosses aus. Hier zwischen den drei Schlossflügeln sind noch Züge des einstigen Barockgartens erhalten (geometrisch angelegte Blumenbeete, Vasen, Kaskadenbrunnen).
An dieser Stelle befindet sich auch eine imposante, vor rund 150 Jahren gepflanzte Hängebuche. Wegen ihrer besonderen Form wird diese Art der Buche auch Trauerbuche genannt - angeblich sollen Biebricher Bürger diese Hängebuche im Jahre 1866 aus Trauer über die Exilierung von Herzog Adolph von Nassau gepflanzt haben.
Von hier aus kann man Richtung Norden auch die Große Fontäne sehen, die ebenfalls zum einstigen Barockgarten gehörte und später in den Englischen Landschaftspark einbezogen wurde.
Gleiches gilt für die Kleine Westallee und die Kleine Ostallee. Beide Kastanienalleen führen als Verlängerung der Flügelbauten vom Ehrenhof des Biebricher Schlosses Richtung Norden. Wir entscheiden uns für die Kleine Ostallee und stoßen nach Überquerung des Mosbachs auf die Dicke Allee. Dieser von Kastanien gesäumte Weg wurde bereits im Jahre 1712 als Verbindungsweg zwischen dem Biebricher Schloss und der Mosburg angelegt. Auch diese Allee wurde im Rahmen der Parkumgestaltung unverändert in den Englischen Landschaftspark integriert. Am Ende der Dicken Allee stoßen wir auf den künstlich angelegten Mosburgweiher mit der Mosburg, der Hauptsehenswürdigkeit des Biebricher Schlossparks.
Anfang des
Von hier sind es nur wenige Schritte zum nördlichen Eingangstor, das den Biebricher Schlosspark in diese Richtung begrenzt.
Fast
Richtung Schloss führt auf dieser Seite des Biebricher Schlossparks der Nachtigallenweg an der Seite eines künstlichen Bachlaufs. Auf halber Höhe führt rechts ein kleiner Weg zur Orangerie. Diese stammt aus der Mitte des
Wenige Schritte weiter befindet sich entlang der westlichen Parkmauer der Pomologische Garten. Dieser Obstgarten wurde erst vor wenigen Jahren wiederhergestellt.
Wir gehen zurück zum Nachtigallenweg und stoßen nach ein paar Metern auf eine mächtige Platane. Von dem hier nach links verlaufenden Querweg sollte man einen Blick Richtung Norden werfen: Friedrich Ludwig von Sckell legte in der Mitte des Parks eine markante Sichtachse in Längsrichtung an. Das so genannte Wiesental durchschneidet den Park weitläufig vom Schloss bis zum Mosburgweiher und weist eine in geschwungener Linie geformte Randbepflanzung auf.
Über die Kleine Westallee kommen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt. Dabei hat man rechter Hand einen Blick auf den Turnierplatz - seit 1949 findet im Schlosspark jährlich das Internationale Wiesbadener Pfingstturnier statt. Spitzensport, edler Glanz und jede Menge Unterhaltung - über die Pfingsttage steht Wiesbaden ganz im Zeichen des internationalen Pferdesports mit dem Biebricher Schlosspark als Mittelpunkt.
Abschließend sei noch auf ein Kuriosum hingewiesen, das die Besucher des Parks lautstark auf sich aufmerksam macht: Seit mehreren Jahrzehnten bevölkern Halsband- und Alexandersittiche den Biebricher Schlosspark. Mehrere Hundert dieser überwiegend grünen Papageien leben inzwischen hier, wobei diese hohe Population dem Baumbestand zwar keinen Schaden zuführt, der Verbiss jedoch zu weit verzweigten Baumkronen führt. Auch extreme Kältegrade in den Wintermonaten machen den grünen Exoten nichts aus. In der Winterzeit kann man sie auch am besten beobachten, da sie sonst im grünen Laub kaum zu erkennen sind.